Skácel

Jan Skácel
ist nicht berühmt. Jedenfalls nicht in dem Maße, in dem es andere sind, die es weitaus weniger verdient haben.
Wobei die Definition von "Ruhm" sehr auslegbar ist, mehr als diskussionswürdig. Fraglich.

Jan Skácel lebt weiter - im Kopf und Herzen derer, die seine Worte finden und verstehen. Weiterzugeben vermochten. Wagten. Wie Reiner Kunze.
Und damit ein Stück Heimat entdecken zulassen. Wiederfinden schenken. Dies ist sicherlich weitaus mehr wert, als aller verfälschte Ruhm jemals Dankeschön und Wichtigtun zu sein vermag. Ich bedanke mich für das Findendürfen.

Jan Skácels Werke sind von einer besonderen Aura umgeben - einer Art stillen Wunderlichkeit voller Güte und Zauber. Denkendes Ehrlichsein voller Grundsatz. Eine Offenbarung von Nuancen, die vielen Menschen in ihrer oberflächlichen Grobheit zu oft verborgen bleibt. Vielleicht glücklicherweise. Aber es sollte am Ende jedem gelingen, das Besondere zu finden... möglicherweise nur eine kleine Scherbe dessen. Die verdiente Scherbe, den klitzekleinen Splitter. Der wehtun soll. Und gerade deshalb möglicherweise zu heilen vermag.


Nachfolgend einige Poeme und Worte von J. Skácel.




Platzregen


Und er wird ein anderer sein
ohne frage
wie am grunde des sees
versunkene eichen
an die wortlose leere
werden wir uns gewöhnen
und an die stehende finsternis

die platzregen deiner tage
fielen auf fels
und ergossen sich ins tal

die vorahnung blieb erinnerung des künftigen
und tod und liebe sind beide zu gleich
überall in der stadt spielen orgeln
und blaue vögel trinken aus pfützen
in denen der donner sich wusch



(Aus: WUNDKLEE)








...Die Zeit hat sie eingemauert. Und gotisches Mauerwerk deckt die Bögen der dreiteiligen Fenster im romanischen Palast der ersten Premysliden zu.
Diese Stadt ist bis zum Dachboden hinauf voll von alter Zeit.
Die Zeit blättert ab und fällt in Plättchen von den Mauern herunter, sie sinkt herab auf unseren Hals und schlägt die Köpfe ab. Irgendeine sehr alte Trauer treibt sich herum in der Mitte der Stadt und wirft einen schieferfarbenen Schatten auf die Steine....



(Aus: DAS DREIZEHNTE SCHWARZE PFERD)








in den scheunen trocknet
aufgehängte stille
die bären meiner träume nahmen
alle bienenstöcke aus
die zeit blieb stehn in ferner zukunft
und bleibt vergangen auf der tenne
hinterm haus




(Aus: DER FEHLER DER PFIRSICHE / Edition Petlice)






Nicht steinigen


willst du nicht steinigen
mußt du ein stein in deinem herzen sein
und so erbarmen dich der deinigen
nie warf ein stein
mit einem stein



(Aus:WUNDKLEE)








die laubigen laubfrösche bitten laut
(der morgen stellt sich manchmal taub und blind)
mit laub auf den stimmen
mit zungen betaut
für alle die im herzen barfuß sind.





Schnee Schnee


falls wir die nacht durchhielten
die blindheit des laubes
und uns selbst vergäßen
über dem nest des vergeblings

und was noch außerdem übrig bleibt
einen holm machen aus der winterzeit



(Aus:WUNDKLEE)



 
Fragezeichen
 
Was also ist die Zeit?
Wenn niemand mich danach fragt,
weiß ich's.
Will ich's aber einem Fragenden erklären,
weiß ich's nicht.

Vielleicht der 32. Februar....
Countdown
 
 
Heute waren schon 1 Besucher (1 Hits) hier!
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden